Dienstag, 9. Juni 2015

Der Verstand sieht, das Herz liebt, die Handlung folgt

IL112-Z.10.4

Aus der Betrachtung der Elemente der Frömmigkeit ergibt sich, dass sie vor allem eine Sache des Verstandes ist. Der Verstand sieht, das Herz liebt, die Handlung folgt. Solange der Verstand nicht sieht oder schlecht sieht, ist die Frömmigkeit falsch oder nichtig. Die Frömmigkeit nimmt ihren Anfang im Verstand, setzt sich fort im Willen und vollendet sich in der Handlung. Sie ist die höchste Übung der höchsten Fähigkeiten des Menschen. Sie ist also nicht Sache des Gefühls. Es ist ein verfälschender Missbrauch der Worte, wenn dieser schöne Name Frömmigkeit Mutwilligkeiten, die so viele beschränkte Seelen in den geistlichen Verrichtungen begehen, beigelegt wird. 

Die Vorspiegelungen der Phantasie, die Zärtlichkeiten der Gefühlsduselei, so schön und angenehm sie sein mögen, sind oft nur eitle Ergötzungen getäuschter Seelen, die bloß einen gewissen äußeren Schein der Frömmigkeit, aber nicht deren Tugend haben.

(Dom François de Sales Polien, IL, 20150609)


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