Freitag, 4. März 2011

Gott schauen, 30

15. Wie diese Stufen zusammenhängen

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O guter Gott, milder und sanfter Gott,
du geliebter Freund, kluger Ratgeber und starker Helfer!
Wie grausam und lieblos ist der Mensch,
der einen so demütigen und gütigen Gast
aus seinem Herzen vertreibt!
Welch unseliger und verhängnisvoller Tausch:
Seinen Schöpfer zu verwerfen und böse, unreine Gedanken
so plötzlich in das geheime Brautgemach des Heiligen Geistes,
in das Innere des Herzens einzulassen,
das kurz zuvor von himmlischen Wonnen erfüllt war;
in dieses Herz, das noch von der Anwesenheit
des Bräutigams erwärmt ist 
und schon von bösen Begierden brennt!
Welche Schmach!
Die Ohren, die soeben Worte vernommen haben,
wie kein Menschenmund sie aussprechen kann,
hören jetzt auf Fabeleien und üble Nachreden;
die Augen, die gerade reingewaschen waren im
Bad der Taufe heiliger Tränen,
 wenden sich plötzlich Eitelkeiten zu;

Die Zunge, die kurz zuvor ein süßes Brautlied sang
und durch ihre liebeglühende und überzeugende Beredsamkeit
den Bräutigam bewogen hatte, sich der Braut gnädig zuzuneigen
und sie "in seinen Weinkeller führte" (Hld 2,4),
kehrt nun zu leichtfertigen Reden, ungehörigen Scherzen,
zu Lügen und Verleumdungen zurück!
Bewahre uns, Herr, vor so tiefem Fall!

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